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Die Geschichte der Schützengesellschaft Antdorf

Schon im Jahr 1879 gingen Antdorfer Bürger nach Iffeldorf um dort im Gasthaus zur Post mit Zimmerstutzen zu üben. Zu diesen Schützen zählten der Söldner Leonard Walser (Hs.Nr. 37), Schmiedemeister Andreas Hengler, der Zimmermann und Jäger Mathias Zerluth, Landwirt und Zimmermann Josef Ponholzer (späterer Bürgermeister), Gastwirt Snadl, der Wagnergehilfe Schölderle und noch einige mehr.

Was damals in Iffeldorf bereits Bestand hatte, sollte auch in Antdorf möglich sein und so haben sich etwa 16 Gleichgesinnte zum Zusammenschluss einer eigenen Gesellschaft entschlossen. Als Schützenmeister wurde Leonhard Walser gewählt und als Vereinslokal das Sandlsche Gasthaus bestimmt. Die Schützengesellschaft galt erst als behördlich anerkannte Vereinigung als im Jahr 1880 der damalige Volksschullehrer Herr Xaver Waker auf Wunsch eigene Vereinsstatuten verfasste und diese vom damaligen kgl. Bezirksamt als einwandfrei befunden und genehmigt wurden. Somit wurde das Jahr 1880 als Gründungsjahr der Antdorfer Schützengesellschaft festgesetzt.

Der erste Paragraph der Statuten lautete:
"Frei von jeder politischen Tendenz das Schützenwesen zu fördern, tüchtige Schützen heranzubilden, durch Eintracht und einheitliches Zusammenwirken ein freundschaftliches Band unter den Mitgliedern zu knüpfen und gesellige Unterhaltung zu pflegen, bei welcher Sittlichkeit und gebildetes Benehmen Bedingung ist."

Mit großem Ehrgeiz und Weitsicht leitete Herr Walser ein Jahrzehnt lang die Geschicke des Vereins. Zum großen Förderer des Vereins trat Herr Josef Kimmer kgl. Hoftapezierer in München hervor, als er 1886 eine Fahne stiftete, die später in eine Standarte umgeformt wurde. Im Jahr 1890 zählte die Schützengesellschaft bereits 58 ordentliche Mitglieder.

Zu Beginn des Jahres 1897 stiftete Benedikt Schwaller (beim Schusterklas) dem Verein eine neue Fahne. Diese sollte am 16. Mai geweiht werden. Alle Vorbereitungen zu diesem Festtag liefen auf Hochtouren. Die Jungschützengesellschaft Penzberg übernahm die Patenschaft, die Fahnenbänder und Festzeichen waren bestellt, sowie alle auswärtigen Vereine eingeladen, als Ortspfarrer Georg Finsterwalder dem Verein einen Strich durch die Rechnung machte. Er war der Auffassung, dass der Schützenverein dorthin gehört, wo der Veteranenverein seinen Sitz hat, also ins Gasthaus Orterer. Ebenso war es mit der Postagentur, auch sie sollte vom Sandl zum Orterer verlegt werden. Da ihm das Letztere völlig misslang, war er nun gegen den Schützenverein so aufgebracht, dass er am 30. April im Hause von Herr Socher die neue Schützenfahne weihte. Der damalige Schützenmeister Andreas Bartl (Fichtnerbauer) wurde daraufhin durch ein beglaubigtes Schreiben von Pfarrer Georg Finsterwalder, das mit pfarramtlichen Siegel versehen war, aufmerksam gemacht.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht der geheimen Fahnenweihe nicht nur im eigenen Dorf, sondern in der weiten Umgebung. In einer sofort abgehaltenen Ausschusssitzung wurde einstimmig beschlossen, auf die geschenkte Fahne zu verzichten und den 16. Mai weiterhin als Weihetag bestehen zu lassen.

Am 1. Mai fuhren die beiden Schützenmeister Bartl und Spensberger nach München, gingen in Begleitung von Herrn Kimmer zum Geschäft Schreibmayer und bestellten eine neue Fahne.

Pfarrer Finsterwalder verweigerte den Schützen die Weihe der neuen Fahne und sogar das Betreten der Pfarrkirche. Die Vorstandschaft begab sich daraufhin zum Penzberger Pfarrkurat mit der Bitte, dass ein Kaplan die Weihe vornehmen möchte. Hochw. Pfarrkurat Zimmermann sagte bereitwillig zu und so fand termingerecht am 16. Mai 1897 vormittags um 10:00 Uhr in der Antdorfer Pfarrkirche die Fahnenweihe statt. Stasi Spensberger (verh. Bach), Rosa Sandl (verh. Bartl) und Thekla Wörle (verh. Wunder) waren die drei Festjungfrauen und somit hatte alles noch ein gutes Ende genommen.

Inzwischen gründete Pfarrer Finsterwalder mit seinem Anhang beim Orterer eine zweite Schützengesellschaft, der er die gestiftete Fahne überreichte. Als am St. Isidorfest 1906 Pfarrer Finsterwalder versetzt wurde, löste sich diese Vereinigung nach einigen Jahren wieder auf.

Als Hochw. Pfarrer Josef Mahler die Pfarrei Antdorf übernahm, wurde auch der Schützenfahne in der Pfarrkirche ein gebührender Platz zugewiesen.

Am 20.Mai 1907 feierte die Schützengesellschaft unter der Schirmherrschaft des damaligen Schützenmeisters Herrn Leonard Walser ihr 25-jähriges Gründungsjubiläum. Alle 75 Mitglieder nahmen am großen Preisschießen mit anschließendem Vereinsball teil. Bis zum Jahr 1910 erhöhte sich die Mitgliederzahl nochmals um 24 auf 99.

Ihr 50-jähriges Jubiläum feierte die Schützengesellschaft am 13. September 1931. Dies wurde mit einem großen Preisschießen verbunden, an dem sich 128 Schützen aus der engen und weiteren Umgebung beteiligten.

Die drei Jungfrauen Rosi Meier, Lisi Kirnberger und Zenzi Zwinger erschienen in bildsauberer Tracht. Die Vereinsfahne erhielt ein wertvolles Emblem, nämlich den Silbernen Eichenkranz mit der goldenen Zahl 50. Dieser Kranz wurde von der Familie Bartl gestiftet und ist ein Werk Weilheimer Goldschmiedekunst.

Im Jahr 1933 wurde Zerluth Josef zum 1. Schützenmeister gewählt. Er veranlasste neu einige Schießen bis zum Jahr 1939, wo dann der unselige 2. Weltkrieg seinen Anfang nahm. Jede weitere Tätigkeit im Verein ruhte unter dem Krieg.

Im Jahre 1946 versuchte Zerluth, der noch als Schützenmeister eingetragen galt, mit Hilfe der Amerikaner den Verein ganz still zu legen. Der damalige Ehrenschützenmeister Hans Murböck mit noch eifrigen Schützen wehrte sich jedoch dagegen. Mit Unterstützung des damaligen Landrates Konrad konnte der Verein und sämtliche Utensilien erhalten bleiben. Die Vereinsgewehre, die von den Amerikanern als gefährliche Waffen galten, mussten abgeliefert werden. Somit blieb der Verein noch bis zum Jahre 1949 ohne jede Tätigkeit.

Im Laufe dieses Jahres war es dann möglich, sich für eine Neuerstehung des Vereines einzusetzen. Ehrenschützenmeister Murböck war der Erste im Bezirk, der sich um die Schützensache annahm und brachte somit wieder Leben in die Schützen von Antdorf, indem sich noch 34 Mitglieder hinzugesellten. Es fanden nun wieder Schießübungen statt, zuerst nur mit Luftgewehren und ab 1952/53 sogar mit Zimmerstutzen. Ein regelrechter Schießsport setzte nun von überall her wieder ein.

Im Herbst des Jahres 1956 fand unter der Leitung des Ehrenschützenmeisters Murböck das 75-jährige Jubiläumsschießen unter den Mitgliedern statt. Es nahmen 153 Vereinsmitglieder daran teil. Im Januar 1957 legte Murböck den aktiven Dienst als Schützenmeister nieder.

Sein Nachfolger wurde Franz Schröferl (Postbote), ein sehr eifriger und tüchtiger Schütze. Mit seinem tatkräftigen Einsatz fand am 20. Juli 1957 die zweite Fahnenweihe der Schützengesellschaft statt. 30 Vereine haben sich daran beteiligt mit insgesamt 680 Schützen. Beim Festzug waren 28 Fahnen zu sehen und die Beteiligung der Antdorfer war mit 160 Schützen sehr hoch. Schirmherr des Festes war Dr. Herbert von Maleise` aus Neuried. Fahnenmutter war die Broslbäuerin Lies Staltmeier, Frauenrain, Fahnenbraut Frl. Kathi Sonner, Bauerntochter aus Rieden. Ferner die drei Festjungfrauen: Frl. Antonie Ponholzer (zum Weberle), Frl. Rosa Jahn (zum Becker), Frl. Hedwig Gruber, die das Trauerband von ihrem Onkel an die Fahne heftete. Die Weihe nahm Hochwürden Pfarrer Leonard Brummer vor. Die Festrede hielt Bürgermeister Nägerle Fritz jun.. Patenverein war die Iffeldorfer Schützengesellschaft.

 


Orginal Text von Hengler.

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